Walter Klingenbeck
Ein jugendlicher Widerstandskämpfer
Walter Klingenbeck wurde am 30. März 1924 in München geboren. Schon sehr bald machte der Junge Erfahrung mit dem Unrechtsregime der Nationalsozialisten unter Adolf Hitler: Seine Jugendgruppe wurde aufgelöst und in die Hitlerjugend eingegliedert. Offenbar reizte gerade dieses Erlebnis Walter, sich trotz des Verbotes der Nazis Radiosendungen des BBC-Senders aus England anzuhören. Da er sich schon sehr früh für alles Technische – insbesondere für Radiotechnik – interessiert hatte, war das Radio für ihn nicht nur eine Informationsquelle, sondern auch eine Leidenschaft. Seine Mechanikerlehre bei der Firma Rohde & Schwarz war ihm bald eine große Hilfe, um ausländische Sender zu empfangen. Denn mit seinen technischen Fähigkeiten konnte er geeignete Empfangsgeräte herstellen. In Hitler-Deutschland war das Hören von ausländischen Sendern verboten. Außerdem durften nur Sendungen ausgestrahlt werden, die von der nationalsozialistischen Partei genehmigt oder selbst gesendet wurden. Wer „Feindsender“ hörte, galt als Landesverräter.
Zusammen mit seinen Freunden Daniel von Recklinghausen und Hans Haberl traf sich Walter regelmäßig, um ausländische Sender zu hören. Nur so konnte man damals wirklich erfahren, was vor sich ging. Die Nationalsozialisten versuchten die tatsächliche Lage im zweiten Weltkrieg zu verschleiern. Bald reichte es den drei Jugendlichen nicht mehr, nur passiv Widerstand gegen die Unrechtsherrschaft Hitlers zu leisten. So beteiligten sie sich an einer Aktion der Engländer: Sie malten an allen möglichen Stellen in der Stadt ein großes „V“ an Wände oder Zäune. „V“ stand für „Victory“ -also den Sieg der Gegner Hitler-Deutschland. Walter überlegte sich eine eigene Aktion: Er nutzte seine technische Begabung für den Bau eines Radiosenders. Seine technisch ebenso begeisterten Freunde halfen ihm dabei. Mit diesem eigenen Radiosender verbreiteten sie die Sendungen der „Feindsender“ in Deutschland.
Allerdings kam ihnen die Geheime Staatspolizei auf die Spur. Sie wurden verhaftet und zum Tode verurteilt. Der Prozess dauerte gerade einmal einen Tag. Elf Monate verbrachten Walter und seine Freunde noch im Gefängnis München-Stadlheim. Die Strafe von Walters Freunden wurde später in eine Gefängnisstrafe umgewandelt. Für ihn als Anstifter gab es keine Gnade. Walter Klingenbeck wurde am 5. August 1943 im Alter von 19 Jahren hingerichtet. Er ging gefasst in den Tod: „Ich weiß, wofür ich mein Leben lasse.“ So schrieb er in einem Abschiedsbrief an seine Freunde. Walters Widerstandwille starb nicht mit ihm: Hans Haberl beschaffte sich Einzelteile für den Bau eines Mini-Radioempfängers.
Walter Klingenbeck war ein junger Mensch, der sein Wissen und sein Gewissen für eine gerechte Sache einsetzte. Er inspirierte andere und stand zu den Folgen seiner Taten.